Arts and Crafts - Melsetter House
Nahezu am Südende von Hoy liegt Melsetter House. Es gilt als
ein Musterbeispiel der
Arts and Crafts Bewegung.
Es ist in Privatbesitz. Leslye Budge, unsere Landlady (also
unsere Pensionswirtin), war so freundlich, uns in Kontakt
mit Elsie Seatter, der Bewohnerin dieses schönen Anwesens,
zu bringen. Damit war es uns möglich, das schöne Haus zu
besichtigen und zuvor mit ihr in der schönen alten Küche Tee
zu trinken.
Melsetter Bucht
Melsetter House
Ausgangspunkt war das alte Haus von 1738. Ende des 19.
Jahrhunderts beschloss Thomas Middlemore, der ein
Vermögen geerbt hatte (Lederfahrradsättel aus
Birmingham), sich mit seiner Frau Theodesia Mackay hier
niederzulassen. Theodesia war eine bekannte Stickerin
und Weberin. Sie engagierten den Architekten William
Lethaby mit dem Um- und Erweiterungsbau. Die Arts and
Crafts Bewegung vermied die industrielle Herstellung von
dekorativer Kunst und Architektur. Ähnlich, wie es auch
heute wieder modern wird, favourisierte man handwerklich
hergestelltes und wollte klarmachen, dass Handwerk auch
den Status von Kunst haben kann.
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Innenhof von Melsetter House |
Dieser Strömung verdankt Melsetter House seine besondere
Ausstrahlung. Hier wurde kein Marmor quer durch Europa
gekarrt, hier hat man lokale Handwerker mit den Arbeiten
betraut. Lokale Materialien wurden bevorzugt. Alte Dinge
wurden nicht generell niedergerissen, sondern, wenn
möglich, geschickt eingearbeitet. So ist der Südflügel
des alten ürsprünglich L-förmigen Baus Bestandteil des
neuen Hauses geworden.
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Innenhof von Melsetter House |
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Innenhof von Melsetter House |
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Innenhof von Melsetter House |
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Melsetter House - Gartentreppe |
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Melsetter House von der Gartenseite aus |
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Melsetter House von der Gartenseite aus |
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Melsetter House - Giebeldetail |
Mittlerweile wird eines der Nebengebäude als
Ferienwohnung vermietet (suchen sie nach
"THE SPINNING COTTAGE - MELSETTER, ISLE OF HOY,
ORKNEY"
)
Kapelle
Erinnerungen
Einige Tage darauf erlebten wir einen weiteren Beweis
der schottischen Lebensart. Wir wurden aufgefordert,
doch mit in die Kirche zu kommen. Die Inselbevölkerung
würde jede Verstärkung brauchen, um einen volltönenden
Chor zusammen zu bekommen. Schließlich kommt ein
Kanadier hierher, um zu heiraten.
Dazu muss man wissen, dass die Kapelle von Melsetter
damals noch nicht restauriert war, und die Hochzeit
damit in der normalen Gemeindekirche von Longhope
stattfinden mußte, und die ist kein besonderes Bauwerk.
Aber trotzdem, der Bräutigam (mittlerweile im
Rentenalter) wurde auf Orkney geboren und so wollen die
beiden gerne hier heiraten.
So war also ein guter Teil der Bevölkerung von Hoy in
der Kirche, wir mittendrin. Es ist erstaunlich, wie nahe
einem so etwas gehen kann, obwohl man eigentlich keine
Socke kennt.
Aber die ganze Insel kannte uns, denn unsere Anwesenheit
hatte sich bereits herumgesprochen:
"Das sind die, die singend durch Gales laufen!"
Ok - stimmt. Wir hatten ja kein Auto und daher sind wir
halt zu Fuss durch die Gegend gelaufen. Nicht immer ein
Vergnügen, denn das Wetter war meist ziemlich nass. So
kam es dann, dass wir an einem Tag - nach mehreren Tagen
im Haus - sogar bei Sturm und Regen (man nennt die
starken Winde hier Gales) vor die Tür gingen. Um die
Laune zu heben, fingen wir dann irgendwann lauthals zu
singen an (Reinhard Mey, das Sauwetterlied). Und da wir
dabei gerade durch Longhope Village stapften, muss das
ganze trotz Sturmkulisse wohl nicht ganz ungehört
geblieben sein.
Aber zurück zur Hochzeit. Nach der Trauung wurde das
Paar vor der Kirche vom Piper (Dudelsackspieler)
empfangen. Die Braut war so gerührt, dass sie richtig
weinen mußte. Umso sympathischer war sie damit den
Leuten. Die Feierlichkeiten im kleinen Kreis (und damit
natürlich ohne uns) der Familie fanden dann in Melsetter
House statt. Aber einen Whisky auf das Wohl des Paares
haben wir doch getrunken.
Schottland mit Schwerpunkt Orkney Mainland und Insel Hoy
28.05.2005
schottland, orkney, hoy, melsetter, longhope