Arnol Blackhouse Museum
Torffeuer
Das ist einfach ein Muss. Danach sieht man alle Häuser und Hausruinen auf den Inseln mit anderen Augen. Aber Achtung! Zum Besuch sollte man sich Kleidung anziehen, die entweder extrem gut lüftet, man leicht waschen kann oder sowie in diesem Urlaub nicht mehr anzieht. In dem Blackhouse brennt nämlich tagein tagaus ein Torffeuer. Das ist ganz kuschelig und riecht auch lecker wie Schinkenrauch, aber haftet einem schon eine recht lange Zeit an. Unsere Goretex-Jacken benötigten etwa 4 Tage bis zu leidlicher Geruchsneutralität.
Blackhouse des Arnol Blackhouse Museums |
Randbedingungen
Die Art der Häuser ist je nach Gegend immer ein wenig ander, aber die Grundprinzipien sind gleich. Sie sind die ideale Lösung der verschiedenen alltäglichen Probleme der hier lebenden Menschen, die meist erst nach dem Wiederaufschwung nach dem zweiten Weltkrieg an Bedeutung verloren haben:
- das Wetter ist hier sehr rauh und vor allem windig
- der Winter und teilweise auch die anderen Jahreszeiten verlangen Schutz für das Vieh
- außer Treibholz ist Holz nicht einfach zu bekommen
- andere Baumaterialien wie Ton, Schiefer, Kalk, Sand müssen von weiter her transportiert werden und sind damit für die breite Bevölkerung teuer.
Wie kann man da also Häuser bauen? Unter Nutzung ausschließlich der in der Nähe verfügbaren Mittel.
Mauern
Zunächst die Mauern: Sie kennen doch sicher die hier endlich wieder beliebter werdenden Trockenmauern. Man fügt die unterschiedlich großen Steine ihrer Form entsprechend weitgehend unbehauen ohne Mörtel übereinander. Steine hat man hier ja mehr als genug. Es geht sogar das Gerücht unter Bauern und Gärtnern, dass sie hier wachsen. Diese Technik hat lange Tradition, denn schon zur Bronzezeit hat man mit dieser Technik schon mehrstöckige Wohntürme (Brochs) gebaut. Man setzte 2 Mauern parallel und füllte den Zwischenraum mit Erde und kleineren Steinen. Dies dichtet die Fugen gegen Zugluft. Die Gesamtwandstärke für so ein Blackhouse ist dann ca. 1,2 bis 1,5 m. Durch die Doppelwände sind auch Reparaturen und Änderungen möglich, ohne dass die Familie gleich im Freien nächtigen muss, denn eine Wand kann meist noch erhalten werden bis die andere fertig ist.
Dach
Das Dach: es ist aus zwei Gründen sehr flach gehalten. Zum einen, um dem Wind wenig Angriff zu geben und zum anderen, um Holz zu sparen. Der Dachstuhl ist also minimal. Statt Dachlatten verwendet man Netze. Darauf legt man Peat. Wir kennen hier Torf. Das sind die lockeren oberen, aber schon abgestorbenen Fasern des Moores. Die Schicht darunter ist wesentlich fester und dichter. Man kann sie zu einer Art Ziegeln als flache Quader schneiden. Ähnliche Quaderstücke werden auch wie Kohlebriketts zum Heizen verwendet. Auf diese Peat-Schicht kommt dann, was verfügbar war. Heidekraut, Stroh von Hafer oder Gerste oder Heu. Damit das Ganze nicht davonfliegen kann, kommt obenauf ein feinmaschiges Netz, das an den Rändern mit Steinen beschwert wird. Dies können Fischernetze sein oder spezielle, z.B. aus Heidefasern gefertigte. Auf Skye reicht das Dach in der Regel bis knapp über die äußere Mauer, auf Lewis nur über die innere. Das klingt verrückt? Aber auf Lewis ist der Wind rauher und kälter. Durch die spezielle Bauweise kommt das Wasser zwischen die beiden Außenwände. Feuchte Erde ist winddichter als trockene und komprimiert sich mit der Zeit immer weiter. Der Bereich zwischen Dachrand und über die Außenmauer bekommt eine Grasnarbe, sodass die Wassermenge reguliert wird und die Kanten stabil bleiben. Über diesen Sockel kann man sicher laufen und jederzeit die Dachdeckung kontrollieren und gegebenenfalls ausbessern.
Arnol - Trittsteine an Blackhouseruine |
Innenraum
Dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten, versteht sich von selbst. So ist der Innenraum in 2 bis 3 Bereiche eingeteilt (Eingangsbereich ettl. mit Durchgang zum Anbau, Stall, ein Wohnraum, der gleichzeitig Küche und Arbeitsraum war, evtl. noch ein abgeteilter Schlafraum). Häufig gab es noch einen Anbau, den man vom eigentlichen Haus aus erreichen konnte, in dem die Vorräte gelagert werden konnten.
Museum
Im Arnol Blackhouse ist alles noch so erhalten, wie es Mitte des 20. Jahrhinders war. Es ist recht angenehm, wenn auch finster, denn es gibt kaum Fenster.
Der Name Blackhouse (schwarzes Haus) für diese Art von Häusern ist übrigens erst spät entstanden, als Häuser mit Dachboden und verfugten Mauern vermehrt gebaut wurden. Da diese verputzt werden mussten, um dicht zu sein, hießen diese Whitehouses (weiße Häuser). Damit hatte die alte Bauweise ihren Namen automatisch auch.
Arnol - Blackhouse ohne Dach |