Essen
- Frühstück für einen ganzen Tag
- Die rechte Zeit
- Tatties
- Nachtisch
- Tea and Coffee
- So'n Käse ...
- Wollige Wesen
- Bio Bio
- Satt, glücklich und das Bett ist nicht fern
- Unlicenced, licenced, fully licenced?
- Vegetarier, Veganer, sonstige besondere Essgewohnheiten
- Uisge beatha
- Nicht so lang altes Zeug
Nein, hier gibt es keine Liste von Adressen. Ein bißchen Abenteuer soll Ihrem Urlaub ja auch bleiben ;-). Aber ich finde es fair, ein wenig Basiswissen preiszugeben. Dann weiß man, was auf einen zukommt, nämlich prima Futter!!!
Frühstück für einen ganzen Tag
Frühstück ist hier nichts für Morgenmuffel. Es beginnt mit Cereals (Cornflakes, Müsli und Konsorten) oder Porridge (warmer Haferbrei) und Fruchtsaft. Der darauf folgende klassische warme Gang sind Eier, Speck, gegrillte Tomaten, Würstchen und ähnliches. Aber mittlerweile gibt es in manchen B&B's regelrechte Menuekarten zum Aussuchen. Pfannkuchen, Röstis, Kartoffelpfannkuchen, geschmorte Pilze, verschiedene Arten Fisch, baked beans (weiße Bohnen in Tomatensauce), Gemüsebrätlinge und vieles mehr. Dann noch Toast mit marmelade (aus Zitrusfrüchten) und jam (sonstige Konfitüre) bis wirklich nichts mehr geht. Dazu Kaffee oder Tee. Uff!
Die rechte Zeit
Wie schon erwähnt, gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Das Mittagessen ist in der Regel eher ein Imbiss, z.B. Sandwiches, eine Suppe oder ähnliches. Die Gemüsesuppen kann man hier übrigens nur empfehlen. Am Nachmittag gibt es dann Sandwiches oder etwas Süßes. Stilecht als High Tea zelebriert, in dem es sozusagen von allem etwas gibt. Das Angebot der Bäckereien oder Tearooms wirkt richtig - bitte nicht missverstehen - hausbacken. Hier strotzt nicht alles von Sahne oder wirkt wie gerade aufgetaut, sondern alles wie frisch aus dem Ofen, und zwar nicht der Großbäckerei. Wo immer es Carrotcake gibt, müssen wir ihn probieren. Skeptisch? Bleiben Sie es bitte auch. Ich will Sie zu nichts überreden, denn schließlich könnten Sie es ja sein, der mir beim nächsten Mal das letzte Stück vor der Nase wegschnappt. Scones (siehe auch unsere Rezepte) sind auch immer eine gute Idee. Mit Sahne und hausgemachter Brombeerkonfitüre ein echter Traum oder puristisch mit Butter and jam . Ach, einfach dummstellen, sich beraten lassen, Blackboard (Tafel mit den Spezialitäten des Tages) beachten, und sich überraschen lassen. Wir sind bisher noch nie hereingefallen.
Tatties
ist die schottische Bezeichnung für Kartoffeln. Und sie sind ein fester Bestandteil des schottischen Speiseplans. Salzkartoffeln sind dabei nicht so üblich wie bei uns. Dafür gibt es sie häufiger als Backkartoffeln. In ihrer großen Form werden sie aufgeschnitten und mit köstlichen Beigaben gefüllt. Mein Favorit ist dabei Cheese, Onion and Pineapple. Überhaupt sind die Kartoffeln hier sehr schmackhaft. Als fried potatoes habe ich bisher immer die etwas dickeren hausgemachten Fritten bekommen, fast daumendick (nennt man sie hier Country Frites?), mal mit mal ohne Schalen. Die größte Überraschung erlebte ich in unserem ersten Urlaub bei einem Barmeal im örtlichen Pub. Auf der Karte stand Lasagne with side salad. Als ich es bestellte, wurde ich gefragt, ob ich meine tatties backed or fried haben wollte. Und tatsächlich gab es zu Lasagne noch eine kleine Portion Fritten.
Nachtisch
Wir sagen immer, die Schotten haben ihre Nachtische erfunden, um die Leute zu beschämen, die behaupten, die Schotten wären geizig. Wer seinen Nachtisch mit dem Gedanken bestellt, jetzt noch eine Kleinigkeit zum Abrunden zu wählen, sollte zwar bestellen, aber den Ober um eine halbe Stunde Auszeit bitten. Sticky Toffee Pudding with cream, apple crumble with icecream, toffee truffle, cranachan, rich chocolate tarte, butter scotch with shortbread. Das klingt nicht nur üppig, sondern das ist es auch. Häufig kommt die Nachspeise warm aus dem Ofen. Wenn nicht gerade Urlaub wäre und damit die Gewichtskontrolle außer Kraft gesetzt ist, müßte ich sagen, das sind alles schon eigene Mahlzeiten.
Tea and Coffee
Natürlich ist Tee das Getränk hier, aber Kaffee ist ebenso beliebt. Man trinkt diese Getränke zu jeder Tageszeit und zu so ziemlich allem. Nur beim Abendessen wird er bis nach (!) dem Nachtisch verschoben. Sie können also ohne schief angesehen zu werden, Tee zur Suppe at lunchtime nehmen. Tee und Kaffee gibt es hier fast immer im Kännchen. Häufig gibt es auch noch eine zweite Kanne mit heißem Wasser dazu. Das ist auch ganz praktisch, denn hier bleibt der Teebeutel drin. Mittlerweile steht auch in jedem Zimmer ein sogenanntes hospitality tray. Auf einem Tablett steht alles was man zum Tee und Kaffee-Kochen braucht. So kann man jederzeit der Sucht frönen. Und manchmal sind auch selbstgebackene Kekse mit dabei.
So'n Käse ...
Schottland hat im Bereich Käse viel zu bieten. Eine prima Übersicht findet sich auf der Seite des Taste of Scotland . In Edinburgh gibt auf der Victoria Street (Nähe Grassmarket) einen kleinen, schmalen Laden wo sich Käse fast von der Decke bis zum Boden stapelt. Der Feinkostladen in Tobermory hat eine Superauswahl vor allem an lokalem (Mull) Käse. Aber auch die großen Supermärkte bieten für jeden Geschmack etwas an lokalen Spezialitäten.
Wollige Wesen
Schottlands Farmtiere sind wirklich kuschelig. Ob es nun die scheuen Schafe sind, die fleißigen Hütehunde oder die Hochlandrinder. Sie scheinen alle liebenswerte Verwandschaftgrade zu Plüschteddybären zu haben (zumindest im Aussehen). Obwohl man es in dem Moment nicht ganz so empfindet, wenn man schnaufend eine Steigung erklommen hat und neugierig auf die sich eröffnende Hochebene schauen möchte und statt dessen Auge in Auge mit einem Hochlandrind mit RIESIGEN Hörnern steht (so geschehen auf Iona). Kenner schätzen das Fleisch mehr als Argentinisches Rindfleisch. Ich kann da nicht mitreden. Soweit wir in Schottland herumgekommen sind, kann ich nur sagen, dass auf den Inseln und im Hochland die Tiere weitgehend ihre Freiheit genießen können, vor allem die Schafe, aber auch die meisten Rinder. Der Farmer auf Orkney, bei dem wir eine Weile gewohnt haben, erklärte uns damals, wie teuer es ihn käme, wenn er Kraftfutter oder spezielles Mastfutter benutzen würde. Ganz zu schweigen, dass es die Qualität des Fleisches verändern würde und damit seine Verkaufschancen senkt. Der Transport in so entlegene Gegenden rechnet sich einfach nicht. Er muss also selbst für die ausreichende Ernährung der Tiere sorgen.
Bio Bio
Bio heißt hier organic, und ist mittlerweile in jedem Supermarkt bei vielen Produktgruppen zu bekommen. In den großen Supermärkten (Safeway,Tesco,Coop) bekommt man auch viele Frischprodukte und kann fast eine Vollbestückung mit organic Lebensmitteln für die Ferienwohnung hinbekommen. Es gibt jedoch auch, wenn auch nicht flächendeckend wholefood shops (Bioläden).
Satt, glücklich und das Bett ist nicht fern
Wer nach einem guten Abendessen nur noch ins Bett fallen möchte, hat in Schottland häufig Gelegenheit dazu. Vor allem in Gegenden, in denen nicht an jeder Ecke ein Pub, Restaurant oder Hotel ist, bieten einige B&B's dinner bzw. evening meal an, sozusagen Halbpension. In der Regel ist es ein 3-Gänge Abendessen mit guten Preis-Leistungsverhältnis. Wenn man also nicht unbedingt a la carte essen möchte, dafür aber ganz gemütlich, der ist mit dieser Lösung gut beraten. Man muss natürlich rechtzeitig Bescheid sagen, dass man Abendessen haben möchte, denn schließlich ist es ja keine Restaurantküche, die alles mögliche vorrätig hat. Und nach dem abschließenden Kaffee oder Tee, braucht man dann nicht mehr ins Auto zu steigen, sondern nur noch ins Bett zu wanken. In der Regel hat man dann mit den ebenfalls am Essen teilnehmenden anderen Pensionsgästen einen geselligen Abend verbracht.
Unlicenced, licenced, fully licenced?
Was soll man von einem Etablissement halten, an dem sich schon am Türschild sozusagen die Illegalität bekannt macht (unlicenced)? Keine Sorge, hier sind Sie in der Regel gut aufgehoben, wenn auch nicht unbedingt als Nachtschwärmer mit Durst auf Starkes. Die obigen Kategorien deuten an, wie es um die Lizenz zum Ausschank von Alkohol steht. In Unlicenced Restaurants oder Tearooms gibt es keinen Alkohol. Häufig darf man aber seinen eigenen Wein gegen ein Korkgeld zum Essen mitbringen. Licenced bedeutet, dass man hier auch Bier und Wein bekommen kann. Bei fully licenced kann man dann auch den Spirituosen zusprechen. Die Lizenzen sind wohl nicht ganz billig, was sich zwangläufig am gesamten Preisgefüge bemerkbar macht. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man preislich in unlicenced restaurants und tearooms am günstigsten essen kann.
Vegetarier, Veganer, sonstige besondere Essgewohnheiten
Ich selbst bin Ovo-Lacto-Vegetarier, vermeide also Fleisch. Eier und Milchprodukte gehören fest zu meinem Speiseplan. Für mich war und ist Schottland eine Offenbarung. Hier kann ich so gut wie überall hin gehen und finde immer einige Gerichte zur Auswahl. Auch bei Breakfast und Evening Meal in B&B's und Guesthouses konnte ich bisher noch keine Landlady und keinen Landlord in Verlegenheit bringen. Immer war etwas ideenreiches und leckeres auf dem Tisch. Als Veganer ist es schon ein wenig schwieriger, aber die Leute akzeptieren so etwas und nach einigen Rückfragen wird dann meist erfolgreich improvisiert. So wie wir bei unseren Thistle Camp des National Trust, wo wir (1 Veganer, 2 Vegetariern, 1 reinen Fleischesser und die restlichen Normalessern) gemeinsam gekocht haben. Wir waren auch schon in ein paar Restaurants, die einige Speisen in der Karte als vegan gekennzeichnet haben. In Deutschland ist so etwas echt Mangelware. Also am besten offen und freundlich über seine Speiseneinschränkung sprechen und kompromissbereit sein, dann klappt es überall.
Uisge beatha
ist gälisch und heißt Wasser des Lebens. Man kann es aber auch Whisky nennen. Übrigens ohne e nach dem k! Nur schottischer Whisky darf ohne e geschrieben werden. Bevor wir über Schottlandreisen nachgedacht haben, hatten wir keine besondere Neigung zu Whisky. Vor dem ersten Urlaub haben wir uns aber in einer damals noch bestehenden Feinkosthandlung beraten lassen und starteten erstmal mit einem Lowland. Die Destille Little Mill gibt es mittlerweile nicht mehr. Im letzten Urlaub haben wir die Ruine gesehen. Vom ersten Urlaub wollten wir natürlich auch eine Flasche Whisky mitnehmen. Aber welchen? Bei dem Besuch der Destille Oban haben wir uns dann eine Packung mit 6 Miniaturen der Classic Malts gekauft, da das ein Querschnitt über alle charakterlichen Gebiete liefert. Danach begann die harte Arbeit. Jeden Abend haben wir uns eine Miniatur vorgenommen, denn wir hatten ja nur noch 6 Tage bis zur Heimreise. Bei einem urteilte ich damals ganz klar: "Maschinenöl". Geblieben sind wir damals dann doch beim Oban. Mit den Jahren hat sich unser Geschmack aber immer weiter verändert. Der Oban schmeckt immer noch, aber das "Maschinenöl" gehört heute zu meinen absoluten Lieblingen. Auch wer bisher keinen Whisky trinkt, sollte ihn dort versuchen. Am besten immer einen aus der Region probieren, in der man sich gerade aufhält. Wenn Sie genau "hinschmecken", sehen und riechen Sie die Landschaft, in der Sie vielleicht an diesem Tag gewandert sind. Er schmeckt dort anders. Und wenn ich ihn zuhause trinke, ist es immer ein Stückchen Urlaub. Seufz!
Wer hier in Deutschland schon einen Vorgeschmack haben möchte, dem empfehle ich ein Whisky-Tasting. Manche Spirituosen- oder Weinhandlungen bieten so etwas an. Wir haben schon einige bei Culinara in Aachen mitgemacht. Es macht wirklich Spaß, wenn jemand etwas über den Whisky erzählen kann, einem erklärt, wie man an einen solchen Whisky herangeht (sehen, riechen, schmecken), Dias von den Destillen zeigt und die Teilnehmer sich über die Gerüche und Geschmacksnoten austauschen. Wir haben schon viel gelacht. Und vor allem kann man unbekannte Whiskys probieren, ohne gleich eine ganze Flasche kaufen zu müssen. Man sollte jedoch darauf achten, wie die Raucherregelungen sind. Bei Culinara sind es Nichtraucher-Tastings, d.h. während des Tasting darf nicht geraucht werden, sondern nur in der Pause und dann außerhalb des Tasting-Raumes. Bei Pfeiffen Schneiderwind in Aachen wiederum sind die Tastings mit Zigarrentastings gekoppelt.
Den Besuch von Destillen empfehle ich in jedem Fall. Wir waren schon in einer ganzen Reihe. Das Verfahren der Produktion ist zwar überall das gleiche, aber trotzdem ist jede Destille ein bißchen anders. Wer mehr über den Produktionsprozess erfahren will, sollte sich unseren Urlaubsbericht aus 2004 Whisky-Herstellung ansehen. Mit dem Eintrittsgeld in eine Destille ist immer auch ein Drum (ein Gläschen) zum Probieren verbunden. Man sollte also als Autofahrer vorsichtig sein. Umso verrückter wirkt der von der AA (automobile association), dem Äquivalent unseres ADAC, ausgewiesene Whisky Trail durch Speyside, denn dort stehen die Destillen nahezu in Sichtweite voneinander. Wer dort die Drums als Fahrer mittrinkt, ist schon nach der Hälfte im Delirium Tremens.
Wegen des hohen Pfundkurses zu DM/Euro lohnte es sich die letzten Jahre kaum, Whisky vom Urlaub nach Hause zu schleppen, außer es handelte sich um Sorten, die man hier nicht bekommt. Wir bestellen ihn deshalb meist via Internet oder Telefon hier in Deutschland bei The Whisky Store . Dort ist wirklich viel, viel Liebe auf die Hintergrundinformationen zur Herstellung, zu den Geschmacksrichtungen und auch Infos über die einzelnen Destillen verwandt worden. Und regelmäßig kommt mehr hinzu. Und wer immernoch Fragen bei der Auswahl seines Lieblingswhiskys hat, wird am Telefon oder via Mail gut beraten. Die Sendungen sind sehr sorgfältig verpackt, sodass auch nichts von den guten Tropfen auf der Reise zum Besteller gefährdet ist.
Der Trinkgruß ist in Schottland lautet übrigens Slante, gesprochen etwa Slandsch, was das gälische Wort für Gesundheit ist.
Nicht so lang altes Zeug
Bier oder besser Ale wird hier natürlich auch getrunken. Auch wenn mittlerweile die imperialen Maße offiziell nicht mehr verwendet werden sollten, das Bier gibt es im Pub immernoch im Pint und Halfpint. Achtung, ein Pint sind 0,568 Liter!
Mittlerweile gibt es in Flaschen auch wieder Sorten, die nach alten Rezepten (z.B. keltischer Manier) gebraut werden. Ein Beispiel ist Fraoch Heather Ale Ltd . Da in Schottland kein Hopfen zur Würzung des Biers angebaut werden kann, hat man es früher mit Heideblüten gemacht. Es ist bei weitem nicht so bitter. Leider sind die Fläschchen nicht ganz billig, aber absolut lohnend.
Auch bei Weinen gibt es besonderes. Oak Leaf Wine in verschiedenen Formen und natürlich Fruchtweine. Beispiele hierfür werden produziert von Cairn o' Mohr .
"Normaler" Wein wird in Schottland zwar gern getrunken, aber die qualitativ gute und bezahlbare Auswahl stammt aus anderen Regionen als bei uns. Während man in Deutschland z.B. gute und sehr gut Franzosen zu bezahlbaren Preisen bekommt, sind die Franzosen in Schottland bei gleichen Preis in der Regel nicht so hochwertig. Dafür sind die Importe aus Australien, Neuseeland, Afrika und Südamerika etwas ganz anderes. Das liegt wahrscheinlich an den immer noch bestehenden Verbindungen innerhalb des Commonwealth.