Geschichte, Geschichten, Glaube: Iona
- Iona Abbey
- Iona Nunnery
- Keltische Hochkreuze
- Iona Abbey innen und Kreuzgang
- Die Sache mit dem Copyright
Iona Abbey
Zunächst einmal die Verweise auf offizielle Seiten zu Iona:
So, damit hätten wir das offizielle und verbürgte Bild von Iona. Ab jetzt wird es persönlich und damit wird es vielleicht nicht mehr ganz so wahrhaftig.
Iona kann man sicherlich auf ganz verschiedene Weisen wahrnehmen. Heute sehe ich Iona auch schon wieder mit anderen Augen als ich es damals tat. Ich werde also versuchen, möglichst viele Aspekte in diesen Bericht einzubauen. Vielleicht kann ich damit klar machen, warum diese Insel für so viele Menschen etwas Besonderes ist.
Zunächst jedoch die unangenehmste Erfahrung, die man mit Iona machen kann. Iona ist eine Reise wert, das kann wohl keiner bestreiten. Im Heritagecentre kann man Fotos von Dampferausflügen vom Anfang des letzten Jahrhunderts sehen. Hier strömen alljährlich vom Frühjahr bis zum Herbst mehr als 250 000 Besucher über die Insel. So werden z.B. Tagestouren schon von Oban aus angeboten. Da geht es also auf die Fähre, quer durch die Insel Mull, evtl. noch ein Besichtigungsprogamm von Duart Castle und dann spuckt der Reisebus in Fionnphort seine Ladung auf die Fähre nach Iona, um sie in vielleicht 2 oder 3 Stunden später wieder aufzusammeln. Schön ist es zwar, dass sich die Busse nicht auf der Insel sammeln können, denn die Insel ist praktisch autofrei. Aber trotzdem wird man in dieser Rushhour im Pulk von vielen Menschen, die Insel kaum richtig wahrnehmen können.
Iona Abbey |
Kennen Sie das Gefühl, das einen überkommt, wenn man an sehr alte Orte kommt? Eine alte Eiche, ein Bergplateau, ein alte Kirche, ein Wegkreuz, ein Steinkreis, ein alter, halb verfallener Friedhof, ein altes Haus, manchmal schon ein altes Mauerfragment oder ein besonders alte Plasterung. Ich denke, das ist es, was auch Iona vielen Menschen, die dafür empfänglich sind, bieten kann. Schon die Landschaft, die Stille und die Ausblicke, die man an so vielen Stellen in Schottland genießen kann, läßt einen tief atmen und meditativ werden, egal ob man einen Hang zu welcher Religion auch immer hat. Hier verschwimmt immer wieder der Eindruck der Zeit. Auch Iona macht hier keine Ausnahme.
Warum ist Iona sonst noch besonders? Nun, man nennt es die Wiege der Christenheit für Schottland, Orkney, Shetland bis nach Island. St.Columba, ein irischer Prinz, lies sich hier 563 nieder und gründete ein Kloster. Columba war sehr erfolgreich in seiner Mission. Auf der einen Seite war er unbeugsam und aufbrausend, er wird jedoch auch seiner Milde und Toleranz wegen gerühmt. Und seine Reisen von Herrscher zu Herrscher verlangten hohes staatsmännische Geschick. Das tägliche Leben war bestimmt vom immerwährenden Gebet und der Achtung aller Kreatur.
Doch Mission war damals ein gefährliches Geschäft und immer wieder wurde die Siedlung von Wikingern zerstört. Anfang des 9.Jahrhundert flohen schließlich die letzten Mönche zurück nach Irland, in das Kloster von Kells. Trotzdem blieb Iona für die Menschen etwas besonderes. Zweihundert Jahre lang war es Wallfahrtsort und Begräbnisstätte. 48 schottische, 4 irische und 8 norwegische Könige ließen sich hier begraben. Den Anfang machte 860 Kenneth MacAlpine, der erste, der die Stämme zu einem Königreich einen konnte. Unzählige Clan-Chiefs und die Lords of the Isles fanden hier die letzte Ruhe. Manche Leute bezeichnen Iona als das Avalon des Nordens. 1203 wurde hier eine Benediktiner Abtei gegründet. Zeitweise war Iona auch Bischofssitz. Nach der Reformation verfiel Iona Abbey jedoch.
Iona Nunnery
Iona Nunnery |
Keltische Hochkreuze
MacLean's Cross |
Hier im Heritage Center gibt sogar ein Fotoalbum, was das erste "Iona Open", ein Golfturnier, dokumentiert. Ja, Iona hat einen Golfplatz. Es liegt im Runrig, also dem Bereich, der öffentliches Land ist und damit gemeinschaftlich genutzt und bewirtschaftet wird. Auf Ionas Golfplatz kann erahnen, wie es damals in St.Andrews mit dem Golf angefangen hat. In die Landschaft sind einfach Markierungen in den Boden eingelassen für den Abschlag und Mulden mit festen, kurzen "Stahlfahnen" für die Löcher. Rough ist der Regeluntergrund. Zu besonderen Anlässen wird der Bereich um die Löcher gemäht und so etwas wie Fairway erzeugt. Zusätzlich zum Rough, den natürlichen Sanddünen, den Meerbuchten, dem Wind und dem hügeligen Gelände gibt es noch das Hindernis der Kaninchenbauten und wenn nicht gerade Turnier ist natürlich Schafe. Ein Foto zeigt einen Teilnehmer mit der offiziellen Iona Landkarte in der Hand. Die Bildunterschrift lautet: "Mr.Soundso searching für hole no. 15". Es ist übrigens ein 18 Loch Platz und die offizielle Ionakarte, die auch wir im Bookshop der Abtei gekauft haben, enthält neben der topologischen Inselkarte auch noch eine geologische Karte, einen "Stadtplan" von Iona Village, einen Grund und Aufriss der Abtei, natürlich auch den Golf Course im Maßstab 1:11000.
Der große freie Bereich rechter Hand des Weges, in dem auch Reste einer alten Pflasterung, der Straße der Toten, zu sehen sind, ist der alte Friedhof mit der St.Oran's Kapelle. Die noch erhaltenen alten Grabsteine sind jedoch im Infirmary Museum auf der Rückseite der Abtei vor weiterer Zerstörung durch Wind, Wetter und Menschen geschützt.
St.Martin's Cross |
St.John's Cross |
Iona Abbey innen und Kreuzgang
Das, was man jetzt als Abtei sehen kann, ist erst nach 1938 durch die Iona Community entstanden. Eine Gruppe von Christen beider Konfessionen um den Glasgower Pfarrer George MacLeod gründeten damals einen Priester- und Laienorden, der in der Tradition von Columba leben wollte und Seelsorge als soziales Engagement ansieht. Das Jahr über arbeiten die Geistlichen, Laien, Lehrer, Studenten, Sozialhelfer, Handwerker und Arbeiter vorwiegend in Industriegebieten, Arbeitervierteln, Neubausiedlungen und in Armutsregionen mit sozialen Problemen. Im Sommer kehren sie für einige Zeit nach Iona in die Gemeinschaft zurück. Wenn möglich, nehmen Sie doch an einem Gottesdienst oder einer Andacht teil. Das Gemeinschaftsgefühl überträgt sich ganz natürlich, denn hier stehen Laien gleichberechtigt neben Priestern. Gottesdienst ist hier eine Sache aller. Dazu braucht man noch nicht einmal einen Priester. Die Abtei bietet auch Besuchern die Möglichkeit einige Zeit, meist eine Woche, in die Gemeinschaft einzutauchen.
Den Innenhof des Kreuzgangs schmückt die Skulptur "Descend of the Spirit" von Jacques Lipchitz.
Innenhof des Kreuzgangs |
Kreuzgang |
moderne Säulenkapitelle |
Hier vom Kreuzgang gelangt man auch in den Abbey Bookshop, den man unbedingt besuchen sollte. Hier gibt es auch ein sehr schönes Booklet über Iona bei HMSO erschienen. Es erläutert alle Sehenswürdigkeiten der Insel und hat wunderschöne Fotos und Zeichnungen.
Ionas weiße Tauben |
Dazu gibt es übrigens eine Theorie, wie es zur Namensgebung von Iona kam. Ursprünglich, d.h. als Columba hier ankam, hieß sie wohl Hy, was in die lateinischen Chroniken als Ioua übernommen wurde. Beides leitet sich vom altirischen iwos ab, was Eibe bedeutet. Chroniken werden natürlich regelmäßig kopiert und irgendwann wird aus dem u ein n gelesen und entsprechend übertragen. Es paßt ja auch ganz prima, denn Iona heißt im hebräischen Taube. Und Columba heißt nichts anderes, nur eben auf lateinisch. Im Coffee House gab es übrigens herrliches hausgemachte Gebäck und wunderbare Suppen. Dort waren wir jeden Tag.
Iona, die "Heilige Insel", mußte übrigens vor nicht allzu langer Zeit (1979) wieder einmal in eine unsichere Zukunft schauen, zum Entsetzen der Kulturhüter und der Kirchen selbstverständlich. Der damalige Eigentümer, der Duke of Argyll, wollte die Insel verkaufen. Was tun? Der National Trust wollte ja gerne einschreiten, aber woher das Geld nehmen. Ein reicher Schotte, der damalige Besitzer des Harrods in London, ließ jedoch 1,5 Millionen Pfund zum guten Zweck springen. Das Denkmal der schottischen Christenheit blieb in schottischem Besitz.
Hier noch ein Tipp, um die ganze Insel kennen zu lernen: erkundigen Sie sich, wann die Pilgrimage stattfindet und nehmen Sie teil. Damals war es einmal in der Woche. Treffen war vor der Abtei. Jemand von der Community wandert mit der Gruppe einen Tag lang, egal bei welchen Wetter, über die Insel. Man sollte festes Schuhwerk, regenfeste und warme Kleidung und etwas zu essen dabei haben. Es gibt jede Menge Geschichte, Geschichten, Lachen, Lieder und auch Stille.
Die Sache mit dem Copyright
Wer immer noch nicht genug von Iona hat, dem kann ich noch die Geschichte erzählen, die man mir zur Berufung Columbas erzählt hat:
Es war einmal, vor langer Zeit, da lebte ein Prinz im schönen und von ihm sehr geliebten Land der Iren. Seine große Leidenschaft waren die Bücher, der Glaube und die Philosophie. So kam es, dass er sich wieder einmal ein Buch auslieht. Ein sehr kostbares Buch, aber das waren ja damals Bücher ohnehin schon. Nun, dieses Buch gefiel ihm so sehr, dass er es nicht mehr missen wollte. Da er aber wieder zurückgeben wollte und natürlich auch mußte, kopierte er es, liebevoll bis ins Detail. Dann gab er das Orginal mit Dank zurück. Doch es blieb nicht unentdeckt, dass es für das erwähnte Buch jetzt eine Kopie gab. Der Eigentümer, ein Herrscher mit Macht und Einfluss, verlangte die Aushändigung der Kopie. Da ihm das Orginal gehöre, hätte er auch alle Rechte an der Kopie.
Darum kam es zum Streit und es ward sehr schnell nicht mehr nur eine Angelegenheit zwischen dem Besitzer des Buches und dem Prinzen, sondern der ganzen Familien. So etwas wolle man nicht auf sich sitzen lassen. Bei Streit blieb es nicht, es kam zum Kampf und viele, viele mußten ihr Leben lassen. Den Prinzen jedoch betrübte dies über alle Maßen, dass seine Liebe zu einem Buch solches nach sich ziehen konnte.
Er beschloss daher, sich von seinem Erbteil zurück zu ziehen und sich dem Glauben zu widmen. Er sah keine andere Möglichkeit, seiner Seele Frieden zu geben, als Irland zu verlassen. Da er das Land jedoch so sehr liebte, wollte er sich nur so weit entfernen, dass er die Gestade so gerade nicht mehr sehen konnte. Ganz ist es ihm nicht gelungen, denn bei sehr klarem Wetter kann man von Iona aus tatsächlich Irland erkennen.
Seine Herkunft und damit Ausbildung war natürlich ein großer Vorteil für ihn und seine Mission. Er war es gewohnt, zu organisieren, Verantwortung zu tragen und politische Verhandlungen zu führen. Und das Erlebte machte ihn zu einem aufmerksamen und demütigen Mann.
Aber all das ist schon lange her. Und wer weiß schon, was die Zeit aus Geschichten macht?