West Highland Way
Langstrecken-Wanderweg
Schließlich haben wir eine Entscheidung getroffen. Ein gute Möglichkeit, Schottland hautnah kennen zu lernen, sind die Langstrecken-Wanderwege. Der berühmteste, unter anderem weil er der erste seiner Art war, ist der West Highland Way. Auf ihn ist unsere Wahl gefallen. Es gibt eine ganze Reihe an guter Literatur darüber (unsere Wahl siehe Wanderführer )
Der West Highland Way wurde 1980 eröffnet. Er ist 152 km lang und führt vom Norden Glasgows (Millngavie) bis nach Fort William. Und auch genau diese Richtung wird empfohlen. Man soll sich langsam an die steigenden Anforderungen gewöhnen und die Sonne im Rücken haben, Wind und Regen werden einen dann auch eher von links oder hinten erwischen (statistisch ;-)). Manche machen die Strecke in 7 bis 10 Tagen, andere picken sich Teilstrecken als Tagestouren heraus. Die Landschaften durch die der Weg führt sind vielfältig: Kulturlandschaft, Lowland Hügel, kleine Seen, Schottlands größten See, Gebirgslandschaft und Moore. Und das meist weit abseits von Straßen und häufig auch Siedlungen.
Entsprechend deutlich sind auch die Hinweise aller Wanderführer auf gute Ausrüstung (Schuhwerk, Proviant, Wetterschutz, Kompass, Taschenlampe usw). Der Weg ist zwar an sich markiert, aber manchmal kann ein Stück im Wetter schon einmal verloren gehen. Die Route ist alt und erprobt. Teile der Strecke waren Pfade der Hochländer, auf denen sie ihr Vieh in den Süden zum Verkauf trieben. Andere Wege sind ehemalige Militärstraßen aus dem 18ten Jahrhundert. Manche sind ehemalige Bahntrassen.
Start in Milngavie
Bahnhof Milngavie |
Also auf nach Milngavie, dem Startpunkt dieses Unternehmens. Und da fingen auch schon die ersten Probleme an. Um von Edinburgh dorthin zu kommen, mußten wir mit der Bahn nach Glasgow und von dort zum Bahnhof nach Milngavie. Eigentlich kein Problem, wenn da nur nicht dieser Name wäre. Es hat mindestens ein halbes Dutzend Anläufe gebraucht, bis der Herr am Schalter uns verstanden hatte. Laut ihm spricht sie dieser Ort etwas mullguy . Aber später haben wir auch viele andere Variationen gehört. Die Schotten scheinen sich also selbst nicht ganz einig zu sein.
Der Weg ist direkt vom Bahnhof aus markiert. So langsam wird es stiller, die Bebauung lichter.
Erste Locherfahrung
Loch Craigallian |
Bald erreicht man Allander Water, einem kleinem Fluss, Der Weg führt eine Weile an seinem Ufer entlang, bevor es nach Nordosten zum Carigallian Loch geht. Nach ein paar Tagen in Edinburgh kommt es uns hier schon richtig einsam vor.
Hummel am Loch Craigallian |
Hier gab es einen kleinen Anhalter, der sich ein Stück des Weges transportieren ließ. Ein weiterer Vorteil von diesen Wegen. Irgendwann kommt immer mal jemand vorbei. Allerdings wird man nur als Insekt die Chance haben getragen zu werden.
Über Stock und Stein
Ende von Tinker's Loan |
Die Wege passieren auch einige Grenzen. Manchmal gibt es Tore in den Zäunen, Manchmal hölzerne Übersteighilfen über Zäune. Oder wie hier ist in die Mauer eine Treppe eingemauert. Die Frage ist nur, wann die Tiere das auch lernen.
Standing Stone bei Dumgoyach |
Nein, dies ist kein Schaf, sondern die Standing Stones von Dumgoyach. Aber zugegeben, erkennen kann man sie nicht besonders gut.
Nach Drymen
Glen Goyne Distillery |
Hinter Dumgoyach geht der Weg dann zum guten Teil entlang einer ehemalen Bahnstrecke nach Garthness. Ob die Glen Goyne Destillerie noch produziert, kann ich leider nicht sagen, aber es war das erste Mal, dass wir das typische Pagodendach einer Destillerie sahen.
Wir hatten Glück mit dem Wetter. Ich leider nicht mit meinen Schuhen. Ich schaffe es doch immer wieder mir selbst mit eingelaufenen Schuhen die Füße kaputt zu machen. So auch in diesem Falle. Zum ersten Male habe ich Blasen unter der Ferse bekommen. Die letzte Strecke nach Drymen war zwar schön, aber der Genuß war etwas eingeschränkt. Also haben wir unseren Aufenthalt in dem netten B&B ein wenig verlängert.
Mrs Betty RobbCaerdach, Gartness Road
Drymen G630BH
Stirlingshire
So kann ich jetzt auch den National Health Service wärmstens empfehlen. Für uns Deutsche reicht der Personalausweis. Es war mir ganz schön peinlich, wie rührend alle (B&B-Wirtin, Schwestern und Ärztin) um mich bemüht waren. Da hält man auch den Alkohol in den offenen Wunden irgendwie aus.