Rückweg nach Glasgow
Craignure -Oban
Alles hat ein Ende, leider auch unser Urlaub. Da wir an einem Samstag Morgen die Insel verlassen, reservieren wird ein paar Tage vorher einen Platz auf der Fähre Craignure-Oban. Um diese Jahreszeit mag es vielleicht nicht unbedingt notwendig sein, aber man weiß ja nie, ob nicht zusätzlich zum Touristenverkehr ausgerechnet an diesem Samstag der große Einkaufs- oder Vergnügungstag der Inselbevölkerung in Oban steigt. Zumindest Fußgänger gab es bei dieser Passage reichlich. Die meisten waren deutlich unter 18. Aber darauf waren wir vorbereitet. Unsere Landlady hatte uns schon vorbereitet. Mütter und Väter, je nachdem, wen das Los getroffen hat, begleiten so ziemlich alle Kinder der jeweiligen Nachbarschaft nach Oban. Denn dort ist erster Spieltag von "Harry Potter and the Philosophers stone" im Kino. Anscheinend sind alle Karten des Vorverkaufs nach Mull gegangen. Entsprechend turbulent war natürlich auch die Überfahrt.
Wir halten uns auch noch eine Weile in Oban auf und gehen bummeln. Wer Freude an Glaswaren hat, wird bestimmt am Pier bei Caithness Glas fündig. Bei Iona Jewelry gibt es schönen schottischen Schmuck im Stil der verschiedenen Epochen (keltisch, Mackintosh, elisabethanisch usw.). Hier in Oban haben wir auch vor 8 Jahren in unserem ersten Schottlandurlaub unsere Arran-Pullover gekauft. Nach einem Imbiss im Feinkostladen brechen wir auf.
Bonawe Iron Furnace
Für den heutigen Tag haben wir nur die Strecke bis irgendwohin am Loch Lomond geplant, um dort dann für die letzte Nacht zu bleiben. Damit bleibt für den letzten Tag nur noch eine sehr kurze Strecke nach Glasgow zum Flughafen. So geht es dann von Oban zunächst nach Norden nach Connel, dann östlich nach Taynuilt. Dort lassen wir es auf einen Versuch ankommen und folgen dem Schild "Bonawe Iron Furnace" von Historic Scotland www.historic-scotland.gov.uk . Eigentlich rechnen wir nicht damit, dass das Museum geöffnet ist, aber wir haben Glück. Der Herr, der die Kasse führt, sagte uns jedoch, dass er die täglichen Gäste im Augenblick meist an einer Hand abzählen kann. So hatten wir für unsere Besichtigung auch das ganze Gelände für uns und konnten uns in Ruhe ausmalen, wie hier einst Eisenerz mittels Holzkohle verhüttet wurde. Erst, als wir wieder zum Kassenhaus zurückkehrten, kam ein zweites Päarchen. Leider steht auf den Seiten von Historic Scotland nicht viel zu dem Museum, aber hier findet man eine kurze Erläuterung und einige Bilder www.obantourism.com/taynuilt/ironworks.html
Balloch
Weiter geht es über Lochawe nach Tyndrum. Ab hier wird es im Sommer sicherlich recht voll. Hier schaukeln schließlich so gut wie alle klassischen Rundreisen entlang (Edinburgh, Inverness, Fort William, Loch Lomond, Glasgow). Häufig sieht man auch Wanderer des West Highland Ways an den Talseiten gen Norden stampfen.
Loch Lomond dürfte den meisten Schottlandinteressierten schon von dem gleichnamigen Song der Gruppe Runrig bekannt sein. Im Süden ist er ein für Schottland ungewöhnlich breiter See mit einer Reihe von Inseln (einige sind Vogelreservate). Nach Norden hin verjüngt er sich immer weiter. Da er nur einen Katzensprung von Glasgow entfernt ist, ist er auch ein beliebtes Naherholungsgebiet vor allem für Wassersportler. Gegen 18 Uhr erreichen wir dann Balloch am Südende des Sees. Die erste der vorselektieren Adresse hat auch gleich ein hübsches Zimmer frei, und nach kurzem Frischmachen nutzen wir das noch verbleibende Tageslicht, um uns die Beine im Park von Balloch Castle zu vertreten. Leider reichte es nicht mehr aus, bis zum Castle zu kommen. Dafür hat der kleine Hafen im schwindenden Licht etwas sehr romantisches. Direkt an der Brücke liegt Balloch House (Balloch House, Balloch Road, Balloch, Alexandria), eine Empfehlung unseres Landlords. Und eine gute Empfehlung! Erst vor kurzem von Six Continents in großem Stil renoviert, erscheint es jetzt als Vintage Inn unter dem Slogan KeepingInnTradition. Die verschiedenen Räume, auch eigene Nichtraucher- und Familien-räume, sind geschmackvoll eingerichtet mit alten Möbeln und Bildern. Man hat wirklich das Gefühl in die gute alte Zeit einzutauchen. Ein offenes Feuer prasselte im Kamin. Die Bedienungen sind zuvorkommend und fröhlich. Die Terasse am Fluss wird bei schönem Wetter sicherlich überfüllt sein. Das Essen ist reichlich, schön angerichtet, ideenreich und von hoher Qualität. Angeblich soll zwar die Karte bei allen Vintage Inns gleich sein, wir haben unseren Abend jedenfalls sehr genossen und können die Adresse nur empfehlen.
Ebenso wie wir unsere Übernachtungsadresse nur empfehlen können: www.alvermannonlochlomond.co.uk (unter der Führung von Gary Clark). Die Zimmer sind liebevoll und umsichtig eingerichtet und es ist wirklich an jede Kleinigkeit gedacht. Hier kann sich Gary wirklich mit den teuersten Hotels messen. Auch beim Frühstück bleiben keine Wünsche offen. Aber Vorsicht! Die Pfannkuchen mit Butterscotch Sauce sind ein Hammer. Vor allem, wenn man am Abend vorher nicht gerade gefastet hat.
Autos made in Scotland
Kaum zurück auf der Straße nach Glasgow (Alexandria) fällt auf der linken Seite ein riesiges rotes in barockem Stil gebautes Haus auf. Früher war es die Front der Argyll Motor Company. Es steht unter Denkmalsschutz und ist jetzt zu einem Factory Outlet umgebaut worden. Von der Rückseite kann man noch die "Anschlüsse" an die abgerissenen Fabrikshallen erahnen. Leider kann ich nicht mit Fotos aufwarten, aber auf folgender Seite bleibt wohl kaum noch eine Frage offen: www.scotiaweb.co.uk/argyll/index.html
Links davon führt eine Straße zum Antartex Village. Dabei handelt es sich um eine Fabrik für Schaffell-Mäntel, einen großen Laden für Wollprodukte, ein Cafe und eine Kunsthandwerkergemeinde. Leider kann ich hierzu nichts weiteres erzählen, denn als wir hierher kamen, waren die Tore noch geschlossen.
die letzen Meilen
Je näher man Glasgow kommt, umso mehr sollte man auf große schwarze Lagerhallen neben der Straße achten. Hier liegt Whisky in rauen Mengen.
Dank der guten Anfahrtskizze von "Arnold Clark Car Hire" finden wir den Rückweg zur Autovermietung problemlos. Während wir noch den Rückgabepapierkram erledigen, ist unser Gepäck schon in den kleinen Bus umgeladen und im Nu sind wir auch wieder am Flughafen.
Wieder ist ein Schottlandurlaub zu Ende und wir um einige Pfund ärmer (wann kommt der Euro auch hierhin?). Sicherlich ist der November nicht die ultimative Reisezeit für Schottland, nicht für jeden.
- Wer jedoch die Einsamkeit, die ungestörte Landschaft, die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Gastgeber sucht ...
- Wer keinen zu hohen Bedarf nach Schlössern und Museen hat oder sich einfach traut zu fragen ...
- Wer Wind und Wetter nicht scheut, sondern als Herausforderung ansieht ...
- Wer gutes Schuhwerk, gute Goretex-Jacken und evtl. auch Hosen mitnimmt ...
- Wer sich mit einen guten Whisky wieder aufzuwärmen versteht ...
- für den wird ein November in Schottland doch zu einem Sweet November.
Für uns war es wieder einmal der Jungbrunnen, der einem hilft, wieder ein Jahr voller Arbeit zu überstehen.
... bis zum nächsten Schottlandurlaub.