Hill of Tarvit - zum Ersten und zum Zweiten

Ortswechsel! Wie schon in der Einleitung zum Urlaub 2003 erwähnt, kamen Markus Eltern für die letzten paar Urlaubstage herüber. Damit sie nicht stundenlang im Auto sitzen oder gar die Unterkunft wechseln müssen und trotzdem etwas zu sehen bekommen, haben wir uns für das Kingdom of Fife entschieden. Vom Flughafen Edinburgh bis nach Leuchars bei St.Andrews ist es etwa eine Stunde Fahrt. Das ist vor allem für den Abreisetag praktisch.

Das Kingdom of Fife ist für viele nicht gerade die Landschaft, die man von Schottland erwartet, denn sie ist so etwas wie die Kornkammer Schottlands (schließlich muß die Gerste für den Whisky ja auch irgendwo her kommen). Zu Zeiten der Pikten war die hundekopf-förmige Insel ein eigenes Königreich.

Unser Ziel beim "Crossover" von Torridon war Leuchars, etwas nördlich von St.Andrews, wo wir ein traumhaft schönes Quartier gebucht hatten.

Hillpark House
Mr. and Mrs. Stilwell
96 Main Street
Leuchars
St.Andrews, Fife
KY 16 OHF
Email: enquiries@hillparkhouse.com
website: "Hillpark House"
Allerdings muß ich erwähnen, dass dies erstens eine 4 Sterne Unterkunft ist (also etwas außerhalb unserer normalen Gewohnheiten) und zweitens die Stilwells mit dem Jahreswechsel 2003/2004 in den Ruhestand gegangen sind. Die Nachfolger führten vorher schon ein 3-Sterne-Haus führten, was sie gerne zu 4 Sternen führen wollten, was allerdings bautechnisch wohl nicht möglich war. Die Website zeigt die Zimmer immer noch unverändert. Ich denke, es ist also immernoch eine gute Empfehlung.

Die Strecke von Torridon dorthin führt einmal quer hinüber nach Inverness, dann nach Süden über Tomatin und Newtonmore, durch Glen Truim und Glen Garry nach Pitlochry und schließlich nach Perth. Eine Menge schöne Gegenden ziehen da an einem vorbei. Und wir haben die Strecke vollkommen überschätzt. Da dies eine der Hauptverkehradern ist, geht es ausnahmsweise alles viel schneller als erwartet. So kamen wir viel früher in Leuchars an als erwartet.

Um die Zeit totzuschlagen und schon ein wenig die Lage zu peilen, entschlossen wir uns, das Herrenhaus Hill of Tarvit , was wir auf dem Besuchsplan für die Eltern hatten, schon mal vorab anzusehen (als Trust-Mitglied ist der Eintritt ja frei). Es liegt in der Nähe von Cupar. Wir hatten viel Zeit und haben viel mit den Ehrenamtlichen, die in den verschiedenen Räumen die Aufsicht hatten, plaudern können. So haben wir viel mehr entdeckt, als auf den ausliegenden Erläuterungszetteln stand.

Hill of Tarvit House

Richtig schön wurde es jedoch, als wir am nächsten Tag mit Markus Eltern, die wir vom Flughafen abgeholt hatten, zum zweiten Male dort auftauchten. Es war ein richtiges "Homecoming"-Feeling, so herzlich wurden wir Raum für Raum begrüßt und Markus Eltern gleich mit. Und es gab immer noch etwas neues zu entdecken!
Dies ist übrigens die Sicht vom Garten aus.

Dieses Haus ist jünger, als man vielleicht annehmen möchte. Es wurde 1906 erbaut. Auftraggeber war der Finanzmann und Jute-Fabrikant Frederick Bower Sharp. Robert Lorimer sollte für Sharps Sammlung von Kunstgegenständen die passende Kulisse und für die Familie ein komfortables und gemütliches Heim schaffen. Und genau das ist ihm gelungen. Die unterschiedlichsten Sammlerstücke fügen sich in die ganz unterschiedlichen Räume ein, als hätten die Künstler sie speziell für Sharp geschaffen. Und gerade das gibt den Räumen nicht den Charakter eines Museums, sondern eines sorgfältig und sehr persönlich eingerichten Heims. Man kann sich durch vorstellen, hier zu leben.

Achten Sie auch auf die Komfortseiten des Hauses. Wie sebstverständlich Heizanlagen, Strom und Haustelefon sich in die Antiquitäten einfügen. Besonders interessant fand ich den Wärmeschrank im Servierzimmer, der Teller und Speisen mittels Dampf warm hielt.

Scotstarvit Tower

Wenn man nett fragt, bekommt man im Hill of Tarvit House auch den großen eisernen Schlüssel von einer anderen Sehenswürdigkeit des National Trusts for Scotland auf der anderen Seite der Straße: dem Scotstarvit Tower. Vom Herrenhaus aus kann man eine 3/4 Meile lang die Vorfreude genießen, sich so ein alte Bauwerk zu "erschließen". Aktenkundig ist dieses ehrwürdige Towerhouse seit 1579. Im siebzehnten Jahrhundert wurde es für Ehepaar Sir John Scott (einem Anwalt) und Anne, Tochter des Dichters Dummond of Hawthornden, aufgearbeitet. Heute steht es leer. Das einzige Einrichtungstück, was man heute noch sehen kann, ist der offene Kamin, den Sharp in den smoking room des Herrenhauses einbauen ließ.

Scotstarvit Tower - Wappen über der Tür zur Turm Plattform

Da hier, anders als bei vielen anderen Towerhouses, keine großen Um- oder Anbauten stattgefunden haben, kann man gut die ursprüngliche Bauart dieses Haustyps erkennen. Eine enge Wendeltreppe führt zu jeweils einem Raum pro Etage. Teilweise wurden die Etagen durch gemauerte Gewölbe oder durch Holzböden gebildet. Das ganze ist ziemlich dunkel. So freut man sich richtig auf die Belohnung für die vielen Stufen ...

Scotstarvit Tower - Ausblick mit steinernem Rahmen

Tcha, selber krakseln hält fit. Die tolle Aussicht hier nur im kleinen Rahmen...
Aber versprochen, es lohnt sich.

Scotstarvit Tower - Taubenschlag

Man kann einmal ganz herum laufen. Sogar ein Taubenschlag ist eingebaut worden.

Scotstarvit Tower -Schornsteine

Leider gab die Info-Tafel unten keine Auskunft darüber, wie es zu dieser etwas abenteuerlich anmutenden Doppel-Schornsteinkonstruktion gekommen ist. Ich vermute, dass mit der Erweiterung um das Dachhaus der Schornstein der alten Kamine der unteren Etagen verlängert werden mußte.