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Torridon - Geschichte und Geschichten

Wenn man von Torridon in Richtung Diabeg geht findet man auf der Bergseite nach einer Weile einen Stein mit folgender Aufschrift:

In memory of the devotion and affection shown by one hundred men on the estate of Torridon, who, at their own request, carried his body from the house here on its way to interment in the family burial place at Gourock. Ann Duncan

In Erinnerung an die Treue und Liebe, die hundert Männer der Ländereien von Torridon zeigten, die, auf eigenen Wunsch, seinen Leichnam vom seinem Haus hier den ganzen Weg zu seinem Begräbnis im Familiengrab in Gourock trugen. Ann Duncan

Rührend, aber als wir dies lasen, kannten wir noch nicht die ganze Geschichte. Einige Tage später las ich sie dann in der gut sortierten Bücherauswahl unseres Cottages.

Auch Torridon hat seine bewegte Geschichte. Auch hier wurden die Täler durch Clearances zugunsten der Schafzucht leergefegt. Besonders schlimm war es 1831, als die Güter an Colonel MacBarnet verkauft wurde. Sein Vermögen stammte aus Plantagen auf den Westindischen Inseln und entsprechend ordnete er die sofortige Vertreibung der Pächter an. Sie durfen nur ein kleine Stückchen Land für Kartoffeln nutzen und es wurde ihnen untersagt, Vieh zu halten. Die einzige Kuh wurde dem Gasthaus zugestanden. Aber damit nicht genug. 1859 wurde die Menschen nochmals umgesiedelt nach Annat, wo der Boden noch schlechter war und auch regelmäßig überflutet wurde.

Doch ein bißchen Glück war Torridon doch beschieden, als die Güter an Duncan Darroch verkauft wurde. Es hatte Vorfahren in der Gegend und lebte zuvor in der Nähe von Glasgow. Seine Leidenschaft war das Rotwild. Und für ihn paßten Schafe und Rotwild nicht zusammen. Also weg damit, her mit Wald. Und da spricht nicht gegen ordentliche Landwirtschaft. Nur Schafe sind verboten, aber ein Kredit zur Anschaffung von Rindvieh oder zum Bau von Booten war schon drin. Die unteren Wiesen waren wieder für die Farmer und ihr Vieh. Auch erlaubte er die zeitweise Nutzung der höher gelegenen Weidegründe. Er gab den zuvor vertriebenen Pächtern wieder Land und es entstand Torridon an der Stelle, an der wir es heute kennen. Aber er ging noch weiter. Er erlaubte das Schlagen von Holz, um das Ackerland einzuzäunen, und damit vor dem Wild zu schützen. Die Siedler durften wieder ihre Felder mit Algen düngen und an ihnen zugeordneten Stellen Torf stechen. Es ging wieder bergauf. Aber nicht viele folgten seinem Beispiel.

Wenn man jetzt noch weiß, dass das, was die Männer von Torridon für Duncan Darroch getan haben, eigentlich der traditionelle Ehrenakt für einen Clan-Chief war, kann man ermessen, welche Bindung hier entstanden war.

Tanja Holzem, 22.08.2004
Schottland mit Schwerpunkt Wester Ross
Tanja Holzem
22.08.2004
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