Culzean Castle
Design-Patchwork
Für den nächsten Tag hatten wir nur einen Programmpunkt: Culzean Castle. Ausgesprochen wird es übrigens in etwa [Ku'lein]. Das Z wirkt als nur wie eine Verdopplung des l. Man besucht Culzean weniger wegen der Familiengeschichte als wegen seiner architektonischen Bedeutung. Die Lage allein bietet schon alles, was sich ein Architekt wünschen könnte. Die eine Seite liegt zur See hin auf einer Steilküste, die andere bietet jede Menge Möglichkeiten zur Landschaftsgestaltung.
Culzean Castle: Torweg |
Den Bauherren, den Earl of Cassillis. Angefangen hat nämlich alles mit dem alten Turmhaus. Das wurde im ersten Anlauf zum Kern des neuen Gebäudes. Endlich vollendet, kamen dann noch weitere Wünsche des Bauherren, bis es schließlich das heutige Aussehen erhielt.
Es ist trotzdem ein Anwesen aus einem Guss. Vielleicht nicht für heutige Augen, denn wir sehen die Vermischung der mittelalterlichen Stile mit den klassizistischen Elementen zunächst als irritierend an. Für die damalige Zeit war es jedoch der neueste Schrei.
Annäherung
Der offizielle Weg zum Castle führt durch dieses Tor. Auch wenn es wie eine Ruine scheint. Es war nie vollständig, sondern genau so geplant.
Culzean Castle |
Culzean Castle: formal garden |
In den Viadukt hat man auch Nutzräume intergriert. Unter anderem auch ein kleines Eishaus. Das eigentliche liegt im Wäldchen in der Nähe des zum Park gehörenden Sees. Das bietet sich an, weil es dort kühler ist, es tiefer ins Erdreich gegraben werden kann, und vor allem, man das Eis, was man aus dem See geschlagen hat, nicht so weit transportieren mußte. Das kleinere Eishaus in Hausnähe diente wohl eher kurzfristiger Lagerung.
Culzean Castle: Hof |
Die "kleine" Burg vor uns sind die Wirtschaftsgebäude und dahinter liegenden Stallungen. Hier ist man dem Meer auch schon ganz nah, Eine Vierteldrehung nach links und wir blicken auf Meer hinaus. Hinter der Ummauerung des Hofes fallen die Felsen steil zum Wasser ab.
Design pur
Wir hatten Glück, denn es waren nicht so viele Besucher bei der ersten Führung des Tages. Bilder vom Innenleben kann ich leider nicht zeigen. Ein paar Bilder hat der National Trust, der sich seit 1945 um Erhalt und Restauration des Gebäudes kümmert, auf seiner Website "The National Trust for Scotland" (eine genauere Seite gebe ich nicht an, denn der Trust stellt seine Seiten hin und wieder um).
Aber ich kann vielleicht erzählen, was mir in Erinnerung geblieben ist. Gleich hinter der Eingangshalle ist ein Waffenkabinett. Erstaunlich sind jedoch nicht die Waffen, jedenfalls nicht für einen Laien. Es ist die schiere Menge an Pistolen, Degen, Säbeln und womit man sonst vom Leben zum Tode kommen kann. Sie sind hier zu einer riesigen ornamentalen Wanddekoration geworden sind. Es gibt kaum eine Handbreit, die nicht bedeckt ist. Nicht jedermanns Geschmack. Auf mich wirkte es wie eine schöne Art des Recyclings. Nicht Schwerter zu Pflugscharen, sondern Waffen zu Ornamenten.
Je weiter die Führung durch das Gebäude führt, desto stärker merkt man, dass hier Bau- und Innenarchitektur aus der gleichen Hand kommen. Die Orientierung der Räume im Haus, ihre Ausstattung und Dekoration sind genau aufeinander abgestimmt. Wo die Raumnutzung nachträglich verändert wurde, z.B. beim Esszimmer, kann man der Symbolik der Ornamente noch entnehmen, dass dies eigentlich ein Arbeitszimmer bzw. Bibliothek war. Wer auf der Suche nach seinem Grünton ist, hat hier gute Chancen. In Culzean hat Robert Adams viele Decken in Grün mit seinen typischen flachen weißen Stuckornamenten gestaltet.
Am beeindruckensten sind sicherlich das ovale Treppenhaus mit seinen schönen Säulen und Geländern und der runde Salon. In letzterem sind sogar die Türrahmen und die Türen selbst der Rundung angepaßt. Der Teppich reflektiert die Ornamente der Decke und der Raum hat einen wunderschönen Blick aufs Meer hinaus.
Ach ja, und die Küche ist ebenfalls erwähnenswert. Sie ist groß und zweckmäßig geplant worden und ist hell und gut belüftbar. Neben den großen Kaminherden z.B. für die Braten gibt es am anderen Ende des Raumes eine ganze Reihe von kleinen Topffeuerstellen, die es bequem ermöglichen, z.B. Saucen zuzubereiten.
Wer nicht genug von diesem Haus bekommen kann, sollte vielleicht überlegen, ob er eine der Ferienwohnungen mieten oder die eine oder andere Nacht in dem als Hotel Garni genutzten Etagen verbringen möchte. Vielleicht lernt man bei dieser Gelegenheit auch die Hausgeister kennen. Hier zwei Websites, die von welchen berichten:
- "Mysterious Britain Gazetteer"
- The Mysterious Britain web site is a guide to mysterious places, legends and folklore within the British Isles.
- "haunted-castles-and-hotels"
- Dies ist zwar eine kommerzielle Seite, die Ferienaufenthalte vermitteln möchte, aber die Geschichte(n) sind ganz gut erzählt.
Tee im Stall
Reisegefährte |
Gashouse
So gestärkt galt es den Park zu erkunden. Unbedingt zu empfehlen ist der Besuch des Gashouse. Es liegt ein Stück rechts von Castle am Wasser. Im Cottage des Gaskeepers befindet sich eine Ausstellung über den damaligen Ingenieur und erklärt die Entdeckung und Entwicklung seiner Erfindungen. Die Anlage zur Holzvergasung ist zwar nicht vollständig erhalten, aber die Schautafeln und das, was noch vorhanden ist, geben schon einen guten Eindruck, was zur Versorgung eines so großen Hauses notwendig war.
Schwäne, Vögel, Affen und Orangen
Detail formal garden |
Burn's Cottage |
Burn's Cottage |
Culzean Orangerie |