Port, Port, Port - nicht aus Fässern
Quer über die Insel
Für die folgende Woche hatten wir ein Haus in Port Wemyss gemietet. Das liegt am südlichen Ende des westlichen Fingers von Islay, der sich Rinns of Islay nennt. Wobei man 2 Schreibweisen findet: Rhinns und Rinns. Ältere Karten weisen die Gegend als Rhinns of Islay aus. Die neuesten, offiziellen Karten, die Ordnance Survey Maps, halten sich wieder an den alten Namen und korrigieren damit den Fehler aus dem neunzehnten Jahrhundert. Rinns stammt vom gälischen "Roin", was Teil bedeutet. Ursprünglich, zu Zeiten der ersten gälisch sprechenden Siedler (300 n.Chr), war Islay in 3 Teile geteilt. Ganz früher, etwa 10000 v.Chr. war es in voreiszeitlichen Zeiten war Rinns noch eine eigene Insel.
Wir müssen also vom Nordosten einmal quer durch die Insel zum südwestlichsten Punkt. Aber viel Gelegenheit zum Verfahren, gibt es hier nicht. Erstmal geht es Richtung Bridgend. Und sowie man die Steigung in Port Askaig auf die Hochebene überwunden hat, erlebt man seine erste Überraschung. Ich hatte endlose und trostlose Moorlandschaften und kahle Berge erwartet. Aber bis Bridgend sieht man üppige Wiesen, jede Menge Rindviecher, eine milde und freundliche Landschaft. Der Name des Ortes Ballygrant, den wir durchqueren, bedeutet die Getreide-Gemeinde (the grain township).
Bridgend ist sozusagen die große Weiche von Islay. Hier treffen die drei Hauptstraßen aufeinander. Nach Nordosten nach Port Askaig, von wo wir gerade herkommen. Nach Süden nach Bowmore und Port Ellen. Und nach Westen nach Rinns of Islay. Kommt man von Norden her, liegt kurz bevor man zur Kreuzung, an der es rechts ab in Richtung Portnahaven geht, erreicht rechts die Grundstücksummauerung von Islay House, dem größten "großen Haus" von Islay (in Privatbesitz). Biegt man rechts ab, fällt auf der linken Seite die Halle mit den vielen kleinen Pferchen davor auf. Das ist die Vieh-Auktion von Islay.
Hier am Ufer zu Loch Indaal existierte früher einmal eine kleine Siedlung, Kilarrow genannt. Aber dem Laird, der Islay House erbaut hat, gelüstete es nach besserer Aussicht. Die Dörfler mußten weichen. Die alte Gemeindekirche und ihr Friedhof sind jedoch noch geblieben. Einige mittelalterliche Relief-Grabplatten sind auch dabei. Damit der Laird und seine Familie seinen Besitz genießen konnte, ohne die öffentliche Straße überqueren zu müssen, gönnte er sich eine massive Brücke, die einem Aquädukt nachempfunden war. Davon existiert jedoch keine Spur mehr. Sie mussten den großen LKW's weichen.
Durch die zentrale Lage bietet Bridgend auch eine gutes Maß an Infrastruktur. Direkt hinter der eben erwähnten Kreuzung befindet sich einen Supermarkt mit Sonntagszeitungsdienst, eine Tankstelle und einige andere Läden. Ein Hotel darf natürlich auch nicht fehlen. Wer mehr braucht, muß weiter nach Bowmore.
Wir biegen in Bridgend rechts ab (Richtung Portnahaven) und sehen eine Riesenbucht mit Sandstrand vor uns. Aber Vorsicht für den Fahrer! Die Kühe dürfen sich hier frei bewegen und stehen auch gelegentlich lässig auf der Straße. Ab jetzt geht es nur noch an der Küste entlang durch Bruichladdich (brae of the shore - Hang der Küste) bis weit hinter Port Charlotte. Dann geht es wieder etwas mehr vom Wasser weg und auf Single Track nach Portnahaven (the river port - der Flusshafen). Am Ortseingang ist übrigens ein kleiner Lebensmittelladen und weiter unten ist auch ein Postamt, das jedoch nur an bestimmten Tagen geöffnet hat.
Port Wemyss
Wemyss ist sozusagen der siamesische Zwilling von Portnahaven. Die beiden Örtchen berühren sich fast. Eigentlich wollten wir erst einmal eine Woche lang schnuppern. Glücklicherweise konnten wir dann weitere 4 Tage verlängern. Dann war jedoch Schluss, denn das hübsche Haus ist kein eigentliches Ferienhaus, sondern wird von seiner Besitzerin nur während ihrer Abwesenheit vermietet. Sie führt während der Sommermonate den Golfshop am Machrie Hotel, etwas südlich vom Flughafen Glenegedale. Das Haus ist übrigens 4 Sterne eingestuft. Hier die Adresse
Patricia Halsall
25 Shore Street
Port Wemyss
Isle of Islay, Argyll
PA37 7ST
Email: kka@supanet.com
Infos via:
"Visit Scotland"
(in der Accommodation-Suche Kategorie Self Catering
wählen und als Ort Wemyss angeben)
Was für mich jedoch etwas ganz besonders Schönes an diesem Haus war, was seine Lage. Direkte Sicht aufs Meer! Es hat sowohl nach hinten, wie auch nach vorne einen schmalen Streifen Garten, der direkt bis an die Felsen reicht. Es ist das niedrige Haus auf dem Bild.
Port Wemyss - Shore Street |
Panorama
Blick zum Südende von Orsay |
Leuchturm auf der Insel Orsay |
In der kleinen Bucht und den umliegenden Felsen links im Bild pflegt sich eine kleine Seehund-Kollonie (zwischen 3 und 10 Tieren) zu sonnen oder im Wasser davor zu tummeln. Das Fernglas auf der Esszimmerfensterbank ist da recht hilfreich, lenkt aber sehr vom Essen ab.
Blick von Port Wemyss Richtung Portnahaven |
Aber da irrt man, wie die Bilder auf späteren Seiten dieses Urlaub beweisen werden. Einheimische versicherten mir, dass nur wenige diese Durchfahrt nutzen. Die beiden aufeinandertreffenden Strömungen können recht gefährlich werden.
Ports
Aber zurück zum Titel dieser Seite. Auf Islay wimmelt es von Ortschaften mit dem Namen Port. Eigentlich auch kein Wunder, denn hier gibt es viele Häfen und Fischfang gehört auch heute noch zu einem festen Ertragsbein Islays. Eine Reihe der Ortschaften sind jedoch innerhalb von nicht einmal 100 Jahren gegründet worden. 1726 kam der erste Campbell Laird nach Islay (Daniel Campbell of Shawfield). Er bemühte sich z.B. durch Einführung von Flachsanbau und Verarbeitung Islay eine bessere Wirtschafslage zu geben. 1753 folgte ihm sein Enkel Daniel der Jüngere. Er organisiert einen regelmäßigen Fährdienst, etablierte Schulen und entwickelte die Fischerei- und Leinenindustrie. Nach seinem Tod 1777 übernahm Walter Campbell das Ruder. Auch er versuchte sein Bestes, sah sich jedoch einem großen Problem, der Überbevölkerung der Insel gegenübergestellt. In noch nicht einmal 50 Jahren wuchs die Bevölkerung um 57 Prozent. Ab 1816 lag es dann an seinem Enkel Walter Frederick Campbell, was 1848 zu seinem Bankrott führte. Dieser "Entwicklungsarbeit" sind also diese Ortsgründungen zu verdanken.
- 1768
- Bowmore
- 1788
- Portnahaven
- 1821
- Port Ellen, benannt nach der ersten Frau des Lairds Eleanor
- 1828
- Port Charlotte, benannt nach der Mutter der Lairds
- 1829
- Keills
- 1833
- Port Wemmys. Eleanor war die Tochter des 8ten Earl of Wemyss
Der erste Abend
Abendstimmung über Orsay |
Abendstimmung über Orsay |
Leuchturm von Orsay
Der Leuchtturm auf Orsay wurde 1824-25 gebaut. Wie man auf den Seiten des "Northern Lighthouse Board" nachschlagen kann von Robert Stevenson. Der Name kommt bekannt vor? Die Schatzinsel oder Die Abenteuer des David Balfour oder Dr.Jekyll und Mr.Hyde ? Aber das war etwas später. Robert Louis Stevenson war Roberts Enkel. Wo immer man Leuchttürmen in Schottland begegnet, die meisten wurden von Stevensons gebaut. Robert Stevenson (1772-1850) war der Sohn von Alan Stevenson, der Teilhaber an einem West Indien House, also einer Handelsgesellschaft, war. 1774 starb Alan. Seine Frau heiratete erneut, Thomas Smith, einen Ingenieur. Robert wurde zunächst dessen Assistent und später Partner. 1808 wurde er dann selbst zum selbstständigen Ingenieur ernannt. Mindestens 15 große Leuchttürme gehen auf sein Konto. Und sie stehen immer noch. Ihm verdanken wir übrigens auch das, was für uns so typisch für Leuchttürme ist: die periodisch aussetzenden und aufblitzenden Lichter. Übrigens hat jeder Leuchtturm seine eigene Signatur, seinen eigenen Rhythmus. Auf Seekarten werden die Frequenzen und die Farbe angegeben. Hier einige interessante Links zu den schottische Leuchttürmen:
- "Northern Lighthouse Board"
- Genaueres zu den verschiedenen Leuchttürmen, ihrer Geschichte, Signature und Bauart findet man unter der Rubrik "our Lights"
- "Bellrock.org.uk - a Reference Site for Stevenson's Bell Rock Lighthouse"
- Hier bekommt man einen wunderbaren Einblick, was es bedeutet, solche einsamen Leuchtürme zu bauen und in Betrieb zu halten
- "The Lighthouse Museum Fraserburgh"
- In einem früheren Urlaub haben wir dieses Museum besucht und endlich auch verstanden, wie man mit "simplen" Öllämpchen viele Meilen Licht aufs Meer hinaus ausstrahlen kann.
- "The Lighthouse Society of Great Britain"
- Hier wird im Educational Material auch das eine oder andere klar, obwohl ein Lighthouse Museum die Sache natürlich greifbarer macht.
Wen es nach Leuchtturm-Feeling verlangt, kann auch in Keepers Cottages wohnen. Angebote hat z.B, der "National Trust for Scotland" . Weitere Infos und Links zu Angeboten finden sich auch bei den Links des Northern Lighthouse Board.