Geschichten um Jura
Vieles haben wir uns ja nicht von Jura angesehen, aber ich habe zwei sehr hübsche Geschichten gefunden, die ich den Lesern unserer Seiten nicht vorenthalten möchte.
Corrievreckan
Corrievreckan ist eine andere Berühmtheit von Jura. Man schreibt ihn auch Corrie-Bhreacan , den Kessel von Breckan. Es handelt sich dabei um eine Wasserturbulenz, einen großen Strudel an der Nord-Spitze von Jura, zwischen Jura und der Insel Scarba. Bei Flut und starken Winden aus Süden oder Westen, gelten diese Wasser selbst für die Royal Navy als nicht navigierbar. Die Strömungen können dann bis zu 8,5 Knoten stark werden. Es gibt, gutes Wetter und den richtigen Stand der Tide vorausgesetzt, aber auch Bootstouren dorthin. Es ist jedenfalls nur etwas für Eingeweihte und hängt auch vom Bootstyp ab. Orwell soll übrigens einmal beim Fischen versehentlich hineingeraten und nur mit sehr viel Glück wieder entkommen sein. Vom Land kann man ihn auch sehen, dazu muß man jedoch 2 Stunden Fußweg für hin und zurück von Kinuachdrach aus einplanen. Wenn es richtig tobt, soll man ihn sogar noch in 35 Kilometer Entfernung hören können. Nun aber zu der Geschichte, die sich darum rankt.
Es begann mit einem Heiratsantrag. Breckan, ein einflußreicher, aber ortsfremder Wikinger wollte die örtliche Prinzessin zur Frau. Dem Vater der Prinzessin war das gar nicht recht, aber ablehnen konnte er ihn nicht so einfach, denn mit Wikingern sollte man sich nicht anlegen. Ihm musste also etwas einfallen, was ihn möglichst günstig aus der Affäre zog. Er appellierte also an den Stolz der Wikinger als Seeleute. Ja, er gäbe seine Tochter von Herzen gerne, aber Breckan soll zuvor beweisen, was für ein erfahrener Seemann und überhaupt Mann er sei. Es solle mit seinem Langboot 3 Tage und Nächte in dem Strudel ankern.
Breckan ging auf den Handel ein, war sich der Gefahr wohl bewußt und fuhr zunächst unter einem Vorwand noch einmal zurück nach Skandinavien. Dort suchte er Rat. Ein alter Weiser schließlich gab ihm den entscheidenden Rat. Er sollte 3 Seile fertigen lassen. Eines aus Hanf, eines aus Wolle, und ein drittes, was aus den Haaren von Jungfrauen gewirkt sei. Was tut man nicht alles für eine Frau! Also befolgte Breckan diesen Plan und kehrte nach Jura zurück.
Am ersten Tag verwandte er das Hanfseil. Und erst im Morgengrauen des folgenden Tages riss dieses. Die Strömung wurde stärker und stärker. Aber auch das Wollseil hielt auch nur bis zum nächsten Morgen. Jetzt in der schlimmsten See, die Breckan je erlebt hatte, hing alles von dem dünnsten Seil, dem aus Frauenhaaren ab. Der Tag ging, die Nacht kam. Und noch immer hielt das Seil. Endlos erschien die Nacht. Schien da nicht die Dämmerung den Aufgang der Sonne anzukündigen? Breckan jedoch sollte die Sonne nie wieder sehen. Das Seil riß und er ertrank. Es nutzte ihm nichts, dass in seiner Heimat auch jemand sein Leben lassen mußte, nämlich eine nicht ganz so keusche Jungfrau. Manche Versionen diese Legende besagen, dass die Prinzessin, beeindruckt von der Aufopferung ihres zukünftigen Gatten, ihm über die Klippen nachgesprungen sein soll, und sie somit im Tod vereint wurden.
Die Hexe mit dem Garnknäuel
Es gab auf Jura einmal eine alte Frau, die magische Kräfte hatte. Sie besaß ein Garnknäuel, ein Zauberding. Es vermochte, jedes Ding oder jede Person zu ihr zu ziehen. So erging es einem jungen Mann von Colonsay, der in die Fänge dieser Hexe gekommen war. Schon häufig hatte er versucht, von der Insel zu fliehen. Mit dem Boot war seine Heimat nicht weit. Aber jedesmal konnte die Hexe ihn noch erspähen. Sie warf ihr Knäuel nach ihm und zog ihn damit zurück an den Strand.
Schon hatte der Mann alle Hoffnung aufgegeben. Aber wahrscheinlich traf er irgendwo einsam im Moor ein Wesen, was denen erscheint, deren Verzweiflung schon keine Grenze mehr kennt. So erfuhr er, dass die Magie des Fadens aus dem Knäuel nur gebrochen werden kann, wenn man ihn mit einem magischen Gegenstand durchtrennt.
Hoffnung keimte ihn ihm auf. Der Hexe gegenüber verhielt er sich jedoch resigniert, als ob er sich mit seinem Los abgefunden hätte. Dies ließ die Hexe unachtsam werden, und er konnte sich eines magischen Beils bemächtigen. Bei der nächsten günstigen Gelegenheit bestieg er wieder sein Boot. Wieder erspähte die Hexe ihn vom Gipfel des Berges Beinn a'Chaolis aus und warf ihr Garnknäuel. Als es jedoch in sein Boot fiel, trennte der Mann den Faden mit dem Beil. Die Hexe bat und bettelte verzweifelt um seine Rückkehr, denn sie liebe ihn so sehr. Sie rutschte den Berg hinab zum Strand, um ihm hinterher zu rufen, aber er würde nie wieder zurückkehren. Was blieb, sind die Spuren, die ihre Fersen am Berg hinterließen. Sie werden Sgriob na Cailich , die Rutschbahn der alten Frau, genannt.