Jura
nur ein Weg ...
Die Insel Jura ist nur durch einen schmalen Sund von Isla getrennt. Es gibt eine kleine Fähre, die ähnlich wie die Rheinfähren regelmäßig pendelt. Verfahren kann man sich auf Jura nicht. Es gibt eine Straße, die von Feolin - dort kommt die Fähre an - am Südende von Jura beginnt und von dort an der Ostküste entlang bis nach Ardlussa und ein bißchen weiter führt, von wo man nicht mehr weiterkommt. Heute wirkt es also ein wenig wie eine große Sackgasse.
Aber das war nicht immer so. Bevor es üblich wurde, Vieh mit dem LKW zu transportieren, war Jura für die Islay-Bevölkerung sozusagen die Brücke zum britischen Festland. Das Vieh mußte nur für zwei kürzere Strecken auf Schiffe verladen werden. Einmal von Port Askaig nach Feolin und ein zweites Mal von Lassa nach Keills am Südende von Loch Sween. Man überlegt heutzutage, ob dies nicht zukünftig auch eine praktische Anbindung wäre. Man hat sich sogar einen Fährschifftyp ausgeguckt, der zwanzig Autos auch bei rauhem Wetter durch den Sund von Jura bringen könnte. Aber es gibt einen Kostenfaktor, der das Projekt verhindert: der notwendige Ausbau der Straßen auf Jura und nach Keills.
Wir haben nach Jura übergesetzt, - natürlich, wie könnte es anders sein - um die dortige Destillerie zu besuchen. Hier kommen die Bilder, die nicht mit Whisky zu tun haben.
Jura - Paps of Jura |
Orwell
Man soll es nicht glauben, dass in dieser für uns Stadtmenschen so einsam wirkenden Gegend etwas entstanden ist, was sich mit dem totalen Gegenteil beschäftigt. Nach dem zweiten Weltkrieg kam Eric Blair, wir kennen ihn unter dem Namen George Orwell, hierher und mietete sich in den Croft-Haus Barnhill ein. Es liegt am Nordende der Insel, hatte keinen Strom, kein fließendes Wasser und natürlich auch kein Telefon. Hier lebte er mit seinem Adoptivsohn und einer Haushälterin. Wer auf der Karte nachschlagen möchte, der sollte nach Kinuachdrachd Harbour suchen und von dort ein bißchen südlich suchen. Schon damals gab es Einkaufmöglichkeiten nur in Craighouse (schätzungsweise 25 bis 30 Meilen entfernt). Wer 1984 dort lesen möchte, wo es entstanden ist, kann dies sogar tun. In irgendeiner Liste von Selfcatering-Adressen habe ich es einmal gelesen. An die Ausstattung erinnere ich mich nicht mehr, nur an den Hinweis, dass man nur mit Allrad und großer Bodenfreiheit das Haus erreichen kann.
Jurafähre - Blick zur Caol Ila Destillerie |
Schrot und Korn - nein - "Whisky"!
Wir befinden uns hier zwar auf den Westlichen Inseln, also im Gebiet, in dem das schottischen Gälisch immernoch überlebt. Trotzdem stammen viele der Ortsnamen hier aus dem Norse, der Sprache, die durch die Wikinger hierher kam. Jura heißt in dieser Sprache Dyr-ey . Das bedeutet Insel der Hirsche. Und das ist Jura heute noch. Daher gibt es auch kaum Bäume hier. Schließlich fressen diese Tiere mit Vorliebe junge Baumtriebe. Pro Einwohner schätzt man hier etwa 20 Tiere Rotwild. Entsprechend gibt es hier regen Jagdtourismus. Wir waren für unseren Destillerie-Termin zu früh und sind daher von Craighouse aus, dem Hauptort von Jura, die Hügel rauf. Es dauert nicht lange und man stolpert über Schrothülsen, sieht Ansitze und Parkplätze für Allradgefährte. Bevor man also ins Inland aufbricht, sollte man sich unbedingt bei den Einheimischen rückversichern, ob man nicht gerade Gefahr läuft, selbst vor die Flinte zu geraten. Gerade in den Monaten August und September ist die Gefahr wohl hoch.
Jura - Palmen |
Diese Aufnahme ist in Craighouse, Juras Hauptortschaft entstanden. Hier ist das alte Pier. Rechter Hand liegt das Jura Hotel, im Rücken haben wir die Isle of Jura Destillerie und links die Straße runter ist Juras Supermarkt.
Jura Garden
Jura - Jura Garden |
Jura - Jura Garden |
Wassertransport
Bei unserer Rückkehr hätten wir eigentlich noch länger warten, müssen, aber da die Fähre für einen großen Tankwagen von der Destillerie ohnehin eine Sondertour einlegte, durften wir mit. Wir hatten ja ein komisches Gefühl mit einem so großen Tankwagen auf der Fähre zu sein. Aber wäre Whisky, also Gefahrgut (:-)), drin gewesen, hätten wir auch nicht gemeinsam fahren dürfen. Wie wir aber bei unserem Besuch in Caol Ila erfuhren, wird hier nicht nur Whisky über die Inseln verfrachtet, sondern auch das Brauchwasser. Früher durften die Destillerien das Wasser an ihrem Standort ins Meer leiten. Jetzt ist jedoch eine Strömungsstärke vorgeschrieben. Und die ist nur im Sund von Islay gegeben. Entsprechend kann man oberhalb von Caol Ila eine mehrwürdige Einrichtung erkennen, die wie eine Art Tankstelle aussieht. Dorthin fahren also die vielen LKW's, um das Wasser wegzubringen.
Jurafähre - Blick nach Port Askaig |